Schritt für Schritt zur seriösen Zucht

 Bei Ihnen ist die Entscheidung gefallen das Sie mit Ihren Rennmäusen Nachwuchs möchten? Dann möchte ich Ihnen hier einen Leitfaden bieten, was für Gedanken Sie sich vorher und während des Weges eines Züchters machen sollten.

Auf dieser Homepage finden Sie viele detailliert beschriebene Themen um sich ausreichend vorzubereiten. Außerdem stehe ich gerne beratend zur Seite.

 

Vorwort

Bitte bedenken Sie das Sie mit jeder Verpaarung mit der DNA der Rennmausart "spielen". Egal was Sie tun - was Sie füttern, wie oft Ihre Rennmäuse hungern oder Durst haben, ob sie alleine waren oder welche Erfahrungen sie mit anderen Rennmäusen gemacht hat - es bleibt in der DNA Ihrer Tiere gespeichert und wird an den Nachwuchs weitervererbt.

So verändert sich die mongolische Rennmaus mit jeder Verpaarung entweder zum positiven oder negativen.

 

1.) Wie viel Platz haben Sie?

Zuerst sollten Sie überlegen wie viel Platz Sie für die Zucht aufbringen können. Pro Zuchtpaar benötigen Sie später 3 artgerechte Gehege. Da Sie als Züchter mehr als das Zuchtpaar unterbringen, müssen die Gehege auch eine entsprechende Größe aufweisen - also mindestens 120x60x60cm besser größer. Anhand dessen, wie viel Platz Sie haben, können Sie nun ausrechnen wie viele Paare Sie unterbringen können und ob Sie überhaupt so viel Platz haben, um eine Zucht anzufangen.

 

2.) Haben Sie ausreichend finanzielle Rücklagen?

Nachdem geklärt ist ob Sie genug Platz aufbringen können, sollten Sie überlegen ob Sie ausreichend Geld aufbringen können.

Oft wird gedacht, das eine Zucht Gewinn abwirft, was falsch ist. Man steckt mehr Geld in die Zucht, als sie einbringen wird, weshalb Sie vorab überlegen sollten ob Sie die Anschaffung der Zuchtanlage (artgerechten Gehege, Zubehör, Streu, etc) und die folgenden monatliche Unkosten von Futter, Streu, Zubehör und Tierarztkosten stämmen können.

 

Pro Gehege kommen minimum 140€ Erstanschaffungskosten auf Sie zu.

Pro Monat kommen dann weitere Kosten für Instandhaltung der Gehege, Futter, Streu, Stroh, Heu, sowie Tierarztkosten für regelmäßige Kotprobenuntersuchungen in Höhe von mindestens 50€ auf Sie zu.

 

3.) Können Sie mit den Risiken umgehen?

Wenn Sie auch die finanziellen Ausgaben tätigen möchten, kommen wir nun zu den Risiken bei der Zucht.

Sie werden bei der Zucht automatisch auf verschiedene unschöne Situationen treffen. Bevor Sie anfangen, sollten Sie sich Fragen ob Sie diese Situationen aushalten und ob Sie damit umgehen können.

 

- Es wird dazu kommen, das Jungtiere von den Eltern gefressen werden, manchmal auch so das Sie es mit ansehen müssen, ohne das Sie etwas dagegen tun können. Sie werden sich hilflos fühlen. Können Sie damit umgehen das Jungtiere sterben und diese auch tot oder angefressen vor finden?

 

- Wenn Jungtiere mit Erbkrankheiten zur Welt kommen, können Sie es ertragen? Sie haben immerhin die Eltern ausgewählt und Sie sind als Züchter dafür verantwortlich, nun damit umzugehen. Diese Tiere sind schwer zu vermitteln und müssen so untergebracht werden das damit nicht weiter gezüchtet wird. Oft verbleiben diese Tiere lange in der Zuchtstätte. Außerdem müssen die Elterntiere aus der Zucht genommen werden. Können Sie das gewährleisten?

 

- Wenn die Zuchttiere und Jungtiere durch Infektionen oder Parasiten krank werden oder sterben, müssen Sie teilweise hohe Kosten zahlen um die Krankheit festzustellen und die Keime wieder aus der Zucht raus zu bekommen. Dabei können Tiere sterben - je nach Krankheit auch fast der komplette Zuchtbestand. Können Sie es ertragen das die Tiere sterben und Sie ggf. mit der Zucht wieder bei Null anfangen müssen?

 

- Andere Züchter können einem Steine in den Weg legen, Gerüchte und Lügen verbreiten und es wird zu Auseinandersetzungen kommen - die bis zu anwaltlicher Kommunikation führen können. Das wird Sie Nerven rauben und Zeit kosten. Würden Sie das für Ihr Hobby auf sich nehmen?

 

- Abnehmer können unverschämt und beleidigend werden. Können Sie dabei ruhig und sachlich bleiben ohne es persönlich nehmen?

 

4.) Vorbereitungen

Bevor Sie Zuchttiere auswählen, gibt es erst mal viel theoretisches zu lernen, was wichtig ist um später gesunden Nachwuchs zu gewährleisten. Es möchte ja niemand mit unschönen Dingen, wie kranken Babys überrascht werden ;)

Sie sollten Haltungsgrundlagen wie Rangordnung, richtige Fütterung (die Fütterung wirkt sich auf die Trächtigkeit und die Jungtiere aus) und Vergesellschaftung, sowie Ablauf einer Trächtigkeit, wie lange gesäugt wird und wie lange die Jungtiere im Familienverband bleiben sollten, etc. beherrschen, um Fehler zu vermeiden und die Abnehmer später kompetent beraten zu können.

Nachdem Sie die Haltungsgrundlagen verinnerlicht haben, sollten Sie sich der grundlegenden Genetik zuwenden.

Die mendelschen Regeln muss man als Züchter beherrschen um den Erbgang der Farben zu verstehen und tiefer gehende Genetik wie Epigenetik, polygenetische Erbgänge und ähnlichem, zeigen wie Krankheiten vererbt werden.

Wie wirkt sich Inzucht aus und was bedeutet Linienzucht? Bei Züchtern werden diese Zuchtvarianten häufig angewandt, weshalb Sie sich darüber eingehend belesen sollten.

Erst wenn Sie diese Grundlagen beherrschen, geht es um den Körperbau und die Farben. Informieren Sie sich genau darüber was Sie für sich in der Zucht haben möchten. Der Körper sollte gesund sein, also keine Erbkrankheiten wie Knicke in den Gliedmaßen oder Skoliose (Buckel) zeigen. Wählen Sie die Farbe mit Bedacht aus! Manche Farbgene führen dazu, das Sie die Farbe bei den Jungtieren nur noch schlecht bestimmen können. Das ist gerade am Anfang ungünstig, wenn Sie noch unsicher sind. Manche Farben und Scheckungen sollten Sie nicht miteinander verpaaren, da sie zu Jungtier versterben führen.

Diese Themen sind Grundlagen für Züchter um zu verstehen, wie sie verpaaren müssen und was es für Auswirkungen hat, weshalb Sie sich ausreichend theoretisch vorbereiten sollten, bevor Sie es praktisch umsetzen.

Außerdem ist es wichtig das Sie als Züchter diese Grundlagen beherrschen um die Zuchttiere später richtig auswählen zu können.

 

5.) Kundegewinnung

Wohnen Sie auf dem Land oder in der Stadt? Wie viele potentielle Abnehmer gibt es in Ihrer Umgebung? Das ist wichtig, um später den Nachwuchs auch vermittelt zu bekommen. Sollten Sie auf dem Land wohnen, wo keine größere Stadt in der Nähe ist, kann es passieren das Sie den Nachwuchs länger als die normalen 12. Wochen bei sich unterbringen müssen, da sich keine Abnehmer melden. Das bedeutet, dass Sie darüber nachdenken sollten wie groß Ihre Zucht wird, um nicht auf Nachwuchs sitzen zu bleiben.

 

6.) Möchten Sie mit Ihrer Zucht in die Öffentlichkeit treten?

Eine Homepage bringt Licht in Ihre Zucht, birgt aber auch das Risiko Zielscheibe von anderen zu werden. Abnehmer sowie andere Züchter schauen sich gerne die Zucht vorher im Netz an, bevor sie auf die Zucht zugehen, denn eine Homepage sagt viel über den Züchter aus. Deshalb sollten Sie Ihre Homepage mit besonderer Sorgfalt gestalten, was viel Arbeit ist.

Aus dem Grund sollten Sie aber auch gut überlegen ob Sie eine Homepage möchten oder nicht. Jeder kann auf die Homepage schauen und jeder kann sich darüber ein Urteil leisten. Das kann entweder zu schönen Kontakten oder aber zu Auseinandersetzungen führen.

Tipp: Homepages kann man kostenlos über Baukästen gestalten und sind auch für Anfänger leicht bedienbar.

 

7.) Die richtigen Zuchtziele

Sobald alles in der Zuchtstätte vorbereitet ist, könnten die ersten Zuchttiere einziehen. Nur welches sind denn die richtigen?

Die Zuchttiere werden den Zuchtzielen entsprechend ausgewählt, also sollten Sie sich fragen, was Sie mit der Zucht erreichen möchten. Die Gesundheit der Tiere sollte an erster Stelle stehen, also muss die Genetik sowie der Körperbau bei den Tieren stimmen. Zuchttiere die durch Rückverpaarung auf Erbkrankheiten getestet sind (siehe Stammbaum des Zuchttieres), sowie einen tollen kräftigen Körperbau und kräftigen Schwanz haben sind züchtenswert. Dafür sollte der Stammbaum mehr als nur 2-3 Generationen betragen! Meine Stammbäume kann ich teilweise bis ins Jahr 2000 zurück verfolgen ;)

Erst danach kommt die Farbe. Manche Farbgene führen dazu, das Sie die Farbe bei den Jungtieren nur noch schlecht bestimmen können. Das ist gerade am Anfang ungünstig, wenn Sie noch unsicher sind. Manche Farben und Scheckungen sollten nicht miteinander verpaart werden, da sie zu Jungtier versterben führen. Deshalb sollten Sie sich vorher ausreichend informieren, was Sie für Ihre Zucht möchten und was Sie vermeiden wollen.

Die Farbe sollte kräftig sein und der Farbe so gut wie möglich entsprechen (Beispiel: eine tiefe gerade Bauchlinie, kräftige Grundfarbe, klare Scheckung etc.).

 

8.) Zuchteinsatz

Wenn Sie nun die Zuchttiere bei sich haben, alles stimmt und Sie anfangen können zu verpaaren, sollten Sie folgendes beachten.

Die Zuchttiere werden per Trenngittermethode vergesellschaftet. Nun wird klar, weshalb Sie Haltungsgrundlagen beherrschen müssen. (Dafür reicht ein Jahr Rennmaushaltung häufig nicht aus, da in so kurzer Zeit nicht ausreichend Erfahrung gesammelt werden kann.)

Nachdem sie vergesellschaftet sind, kann es sofort zur Paarung kommen und nach 26 Tagen kommt der erste Nachwuchs. Gleich danach kann das Weibchen einen erneuten Deckakt wieder zulassen und erneut trächtig werden. Der Folgewurf wird dann zwischen dem 26.-45. Tag geboren.

Um Rücksicht auf das Zuchtweibchen zu nehmen, sollten Sie maximal 3 Würfe in Folge zulassen. Wenn viele Jungtiere geboren werden, sollten Sie das Paar früher trennen, um das Weibchen zu schonen. Es sollte eine längere Zuchtpause von mindestens 12 Wochen einlegen um sich zu erholen.

Als Züchter haben Sie die Verantwortung die Rennmausjungtiere ausreichend auf ihr Leben vorzubereiten. Wer nicht auf das Sozialverhalten achtet, hat später Rennmäuse die sich schlecht vergesellschaften lassen oder ständig streitende Gruppen, was kein Züchter möchte.

Die Jungtiere werden bis zu 7. Woche gesäugt (auch wenn sie bereits ab der 4. Wochen schon mal am Futter probieren) und sollten zur Vergesellschaftung mit einer älteren Rennmaus frühstens ab der 8. Wochen abgegeben werden. Ab da lernt das Jungtier von der adulten Rennmaus weiteres Sozialverhalten.

Ansonsten sollten die Jungtiere frühstens ab der 12. Woche ausziehen, um von der Familie ausreichend Sozialverhalten erlernt zu haben. Wenn Sie sich ausreichend vorbereitet haben, wissen Sie das die Jungtiere durch die Rangordnung unterdrückt werden und nicht decken. :)

 

9.) Vermittlung

Der Nachwuchs der abgegeben wird, braucht ein artgerechtes Zuhause. Dafür stehen Sie als Züchter vor der Aufgabe Abgabebedingungen festzulegen die Ihre Abnehmer erfüllen müssen, Kleinanzeigen schreiben und die anfragenden Abnehmer zu prüfen. Wenn das Gehege nicht ausreicht oder Fragen bestehen, sollten Sie nun bereit sein kompetent und konstruktiv beraten zu können. Dabei ist es wichtig das Sie zu Ihren Abgabebedingungen - ohne Ausnahme - stehen.

 

10.) Rücknahme, Urlaubsbetreuung und Vergesellschaftungsservice

Wenn neue Rennmäuse einziehen oder fremde Rennmäuse zu Besuch sind, sollten Sie als Züchter aufpassen wie Sie damit umgehen. Jede Rennmaus trägt Keime von Krankheiten, mit denen sie selbst bzw. ihr Immunsystem gut klar kommt, andere Rennmäuse aber anstecken kann. Sie müssen Ihren Zuchtbestand bzw. die fremde Rennmaus schützen.

Um dieses zu gewährleisten sollten fremde Rennmäuse in einen seperaten Quarantäneraum, damit sich das Immunsystem klimatisiert ohne das sich die Mäuse anstecken. Wenn sich Krankheiten zeigen oder die Kotprobenuntersuchung positiv auf Parasiten getestet wird, können Sie die Mäuse behandeln ohne das Ihr Zuchtbestand sich angesteckt hat.

Wenn Sie einen seperaten Raum bieten können, spricht nichts gegen einen Urlaubs- oder Vergesellschaftungsservice. Allerdings sollten Sie häufiger Hände waschen, damit Sie keine Keime über Handberührungen übertragen.

 

 

Ich wünsche Ihnen gesunden Nachwuchs und viel Erfolg Ihre Zuchtziele zu erreichen.